© Jürg Stauffer
Das „Rottal der drei Kantone“ ist in die nördlichen Ausläufer des Napfberglandes eingebettet. Dieser mächtige Hügelzug erstreckt sich vom Napfgebiet hinaus ins Mittelland bis fast an die Aare. In Rothrist AG stehen die letzten Ausläufer des Napfs zudem der ersten Erhebung des Juras, dem Born, gegenüber. Im Osten wird das Hügelgebiet durch das Tal der Wigger, im Westen durch das Tal der Langete begrenzt.
Da das Gebiet während der letzten Eiszeit eisfrei blieb und die Landschaft deshalb vom Eis nicht nochmals neu geformt und weiter "abgehobelt" wurde, ergibt sich ein charakteristisches Bild der Landschaft mit ausgedehnten Hochplateaus, schroffen Flanken und tiefen Tälern, durchsetzt mit runden, harmonisch wirkenden Hügeln. Diese Landschaft wurde über ca. 90'000 Jahre (nach Ende der vorletzten Eiszeit) folglich nur noch bescheiden vom Wasser gestaltet. Während der letzten Eiszeit, die etwa vor 15'000 Jahren endete, trafen beispielsweise Mammut und Rentier daher sehr ähnliche Landschaftsformen an. Natürlich veränderte sich die Vegetation inzwischen sehr stark und es kamen die noch heute ausgedehnten Wälder hinzu.
Der geologische Untergrund des Rottals und allgemein des Gebiets zwischen Wigger und Langete ist sehr vielfältig. Zu oberst auf den Plateaus liegt oftmals noch Moränenmaterial der vorletzten Eiszeit (Riss). Der grösste Teil davon wurde aber erodiert und an verschiedenen Aufschlüssen treten die noch viel älteren Ablagerungen der Urzeiten, die sogenannte Molasse, an die Erdoberfläche.
Zu oberst an den Plateaurändern finden sich Kiesgruben, in welchen Nagelfluhmaterial der Oberen Meeresmolasse (Helvétien) ausgebeutet wurde. An den Hängen der Plateaus stossen wir heute noch auf alte Steinbrüche und Sandgruben, die ebenfalls in die Obere Meeresmolasse, jedoch in reine Sandsteinschichten (Burdigalien) getrieben wurden. Von hier stammt beispielsweise der verwitterungsbeständige Muschelkalk- oder Bisig-Sandstein.
Weiter unten im Tal, bei St. Urban, zeigen uns zwei grosse Lehmgruben eindrücklich die Untere Süsswassermolasse (Aquitanien) mit ihren mächtigen Mergelhorizonten. Allerdings stossen wir im Bereich zwischen den beiden Gruben auf "sehr neuen" Schotter der letzten Eiszeit, welche durch das heutige Trockental von Burgdorf her hierhin kamen, weil die Gletscher den Schmelzwasserflüssen Richtung Mittelland den Weg versperrten.
Weiter das Tal hinab stossen wir bei Roggwil auf eine mächtige Schotterebene gleicher Herkunft, welche auf sehr alten Schichten der Unteren Süsswassermolassen (Chattien)
liegen, die entlang der Murg ans Tageslicht treten.
Im Rottal existiert damit eine beachtliche geologische Vielfalt, was sich direkt auf die Vegetation auswirkt. So werden botanisch Interessierte zum Beispiel auf den
risseiszeitlichen Moränen vom Besen- und Färberginster, auf kalkreicheren Sandstein- und Nagelfluhaufschlüssen von verschiedenen Waldorchideen-Arten, auf verwittertem kalkarmen Sandstein
vom Hasen-Klee, und auf dem würmeiszeitlichen Schottern vom Gelben Eisenhut überrascht!
Für Interessierte empfiehlt sich der Geologischer Atlas der Schweiz, 1:25'000, Blatt 1108 und 1128.