Ruderalflächen – Paradies auf "Schutt" und Kies

© Manfred Steffen

Ruderalflächen – eine ökologische Alternative zu den Steingärten. Hier können auch verschiedene Steine, Haufen oder Gebüsche integriert werden. © Manfred Steffen
Ruderalflächen – eine ökologische Alternative zu den Steingärten. Hier können auch verschiedene Steine, Haufen oder Gebüsche integriert werden. © Manfred Steffen
Über zwei Drittel der Wildbienenarten benötigen offene Bodenstellen, teils eben, teils senkrecht, um ihre Nester bauen zu können. Bild von Wildbienen auf einem Feldweg bei Ebersecken. © Manfred Steffen
Über zwei Drittel der Wildbienenarten benötigen offene Bodenstellen, teils eben, teils senkrecht, um ihre Nester bauen zu können. Bild von Wildbienen auf einem Feldweg bei Ebersecken. © Manfred Steffen
Die Natternkopf-Mauerbiene ist auf Natterkopf angewiesen, eine prächtige Wlldstaude die auf Ruderalstandorten bestens gedeiht. © Andreas Müller
Die Natternkopf-Mauerbiene ist auf Natterkopf angewiesen, eine prächtige Wlldstaude die auf Ruderalstandorten bestens gedeiht. © Andreas Müller
Parkplatz als Ruderalfläche, ein prächtiges Musterbeispiel findet sich in St. Urban an der Murhofstrasse nördlich der Klosterkirche. Diese wurde mit Wiesenblumen kombiniert. © Manfred Steffen
Parkplatz als Ruderalfläche, ein prächtiges Musterbeispiel findet sich in St. Urban an der Murhofstrasse nördlich der Klosterkirche. Diese wurde mit Wiesenblumen kombiniert. © Manfred Steffen

Ruderalflächen – bunte Vielfalt auf Schutt und Kies

Ruderalflächen zählen als klassiche Pionierlebensräume. Der Name bezeichnet vereinfacht gesagt Schuttflächen oder Ödland auf offenem Boden. Da hier viele spezialisierte Tier- und Pflanzenarten leben, sind es sehr vielfältige und wertvolle Lebensräume. Sie beherbergen viele bunte Blumen, besonders wenn der Boden aus magerem Material wie Kies oder Sand besteht.

 

Einst verbreitet, heute rar geworden

Bevor vor einigen Jahrzehnten das Zubetonieren und Asphaltieren begann, waren Ruderalfläche im Siedlungsraum, an Strassen, um Haus und Hof typisch und weit verbreitete Lebensräume. Kiesplätze, Mergelwege, Böschungsanrisse prägten diesen Raum. Heute findet man diesen Lebensraum meist nur noch in Abbaustellen wie Kies-, Sand-, Lehmgruben, Steinbrüchen und natürlicherweise in Auen, Fels-, Rutschgebieten und in Wurzelraum umgestürzter Bäume.

 

Typisch für diesen Lebensraum

Hier leben vorwiegend Pflanzen und Tiere, die auf immer wieder neue entstehende, vegetationsfreie Flächen angewiesen sind. Dazu zählen viele bedrohte Wildbienen- und Pflanzenarten. Wenn keine periodische Störung des Bodens mehr erfolgt, kommen je nach Nutzung Gras- und Wiesenvegetation oder Gehölz auf, welche die lichtbedürftigen Pionierarten nach und nach verdrängen.

 

Ideal für Rabatten, Wege und Plätze – und erst noch pflegeleicht

Gut lassen sich Ruderalflächen in Rabatten oder im Bereich von Wegen und Plätzen gestalten (siehe Tipps). Sie sind pflegeleicht und können auch betreten werden, ohne dass gleich alles Schaden nimmt. Daher macht es Sinn auch Wege und Plätze hier einzubeziehen. So ist ein wohltuendes Erlebnis, wenn bei jedem Schritt eine Thymian- oder Dost-Duftwolke aufsteigt.

Einige typische und bunte Vetreter der Ruderaflfläche und bewohnende Tiere sind in der Bildergalerie bzw. ganz unten aufgeführt.

 

Tipps zur Gestaltung

  • Je magerer das Bodensubstrat ist, um so länger halten sich die typischen Pionierarten und Magerstandortpflanzen. In Rabatten lohnt es sich den ganzen Humus bzw. nährstoffreichen Boden abzutragen und eine mind. 30 cm mächtige Wandschotterschicht einzufüllen. Wandschotter (Kies ab Wand) wird in Gruben bezogen. Dieser enthält neben unterschiedliche Grössen von Steinen auch für die Besiedlung wichtigen Sand.
  • Noch vielfältiger werden als Haufen angelegte Ruderalbereiche. Auf den unterschiedlichen Expositionen und Neigungen siedeln sich verschiedene Tier- und Pflanzenarten an.
  • Auch Wege und Plätze können mit Kies gestaltet werden. Dort wo die Fläche gut befahrbar sein soll, empfiehlt sich ein Einwalzen von gebrochenem Schotter, der ebenfalls einen Sandanteil enthält. Die Blumen wachsen dann vor allem im weniger stark begangenen und befahrenen Bereich. Es gibt aber auch auch robustere Arten, die einige Belastungen aushalten.
  • Auch auf kahlen, lehmigen oder humoseren Böden wachsen bunte Pflanzen. Es ist hier jedoch häufiger einzugreifen, sonst wächst die Fläche rasch mit Gras oder Gehölzen zu.
  • Zusätzliche Strukturen bereichern: Die Ruderalfläche kann mit grösseren und kleinen Steinen, Trockenmauern, Sandlinsen/-haufen, stehenden und liegendem Totholz und Einzelbüschen zusätzlich bereichert werden.
  • Regengeschützte Sandlinsen für Ameisenlöwen: unter einem Vordach oder unter einer Steinplatte können sich in feinem Sand (Fluhsand) Ameisenlöwen einisten – eine besondere Attraktion für dieSafari vor der Haustür.

Tipps zur Pflege

  • Boden abschnitweise immer wieder mal aufreissen, so können die ein- und zweijährigen Pflanzen wieder frisch keimen, seltene Wildbienen und Grabwespen finden wieder offene Bodenstellen für die Anlage ihre Erdnester.
  • Selektiver Rückschnitt oder Ausreissen nach Bedarf: Pflanzen absamen lassen. Zumindest einige dürre Stauden mehrere Jahre stehen lassen, damit sich darin auch Wildbienen und andere Tiere einnisten können. Was man hierfür nicht mehr benötigt oder was unerwünscht Überhand nimmt, kann auch ausgerissen werden.
  • Entfernte Stauden oder Laub in der Nähe aufstellen oder zu einem Haufen schichten, so bleiben Plätze zum Überwintern bzw. Winterfutter erhalten und es entstehen neu Verstecknischen.
  • Invasive Neophyten entfernen: gerne siedeln sich hier Einjähriges und Kanadisches Berufkraut, Kanadische Goldrute und Sommerflieder an. Diese sollten umgehend entfernt werden. Auch die Nachtkerze sollte hier im Zaum gehalten werden.

 

Wieso Wildstauden für Ruderalflächen bevorzugen

Siehe Übersicht Wieso Wildpflanzen.

 

 

Bezug Wildstauden und Saatgut (...gerne nehmen wir weitere Empfehlungen auf)

Siehe auch Übersicht bei Wieso Wildblumen

Zur Zeit können wir nur folgende Firmen empfehlen, die eine seriöse Unterscheidung zwischen einheimischen Widlpflanzen (lokale Ökotypen), Zucht und Zierformen machen:

 

Wildstaudengärtnerei Patricia Willi in Eschenbach/LU, 041 446 10 70, wildstauden.ch

 

Von den grossen schweizerischen Saatgutproduzenten biete zur Zeit fenaco/UFA-Samen, Ruderalmischungen an, die ausschliesslich einheimische Wildpflanzen enthalten (bitte beachten Sie die genaue Deklaration).

 

Der Verein Lebendiges Rottal bietet zeitweise auch Saatgut einiger lokaler Spezialitäten wie Hasen-Klee oder Schwarze Flockenblume an.

 

 

Beratung (... gerne nehmen wir weitere Empfehlungen auf)

Siehe Übersicht Beratung

Bei Fragen geben wir weitere Auskunft.

 

 

Wildpflanzen der trockenen Ruderalflächen in unserer Region:

Damit sie vor lauter Pflanzenvielfalt, die Übersicht nicht verlieren folgen hier ein paar gut passende  Ruderalflächen-Pflanzen unserer Region.

Weitere Infos zur Wahl von Wildpflanzen, z.B. zur Förderung bestimmtere Tierarten, finden Sie bei:

Wildpflanzen für den Garten: Floretia.ch

Die Links bei den nachfolgenden Pflanzen führen zu weiteren Art-Infos und Bildern auf infoflora.ch.

 

Weitere Pflanzen z.B. aus Blumenwiesen, die sich hier zur Ergänzung gut eignen:

  • Arznei-Thymian
  • Feld-Witwenblume
  • Gemeines Sonnenröschen
  • Gewöhnlicher Wundklee
  • Kartäuser-Nelke
  • Rundblättrige Glockenblume
  • Saat-Esparsette
  • Wiesen-Bocksbart
  • Wiesen-Flockenblume
  • Wiesen-Margerite
  • Wilder Dost

 

Text + Bilder: Manfred Steffen